Designs von Strickdesignerinnen aus der Ukraine

Seit über einer Woche herrscht Krieg in Europa. Was so unglaublich und weit weg klingt, ist plötzlich tagesaktuell auf unserem Kontinent. Es fühlt sich einfach so unwirklich an und ich muss mich selbst ermahnen, nicht ständig auf die SZ-App im Newsticker zu schauen. Und täglich heul ich bei der Gewalt, dem Schrecken den ich in Videos und auf Bildern sehe.

Doch ich bin total geplättet von der Hilfsbereitschaft, die ich überall sehen kann. Sogar bei uns im beschaulichen Markt sind viele zur Demonstration für den Frieden gekommen. Dort sprach auch eine junge Frau, die nun seit ein paar Tagen hier im Ort leben kann. Sie hat sich für die Gastfreundschaft bedankt und sie freut sich über jede noch so kleine Hilfe, die ihr, ihrer Familie und ihrem Volk entgegengebracht wird.

Jede:r von uns geht damit anders um. Die einen spenden Geld, die anderen Zeit oder haben noch Schlafsäcke, Decken und Taschenlampen auf dem Dachboden, die dort schon lange lagern, aber in der Ukraine viel besser aufgehoben sind.

Auch ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich helfen kann. Ich arbeite ja in einem großen Unternehmen und da werden alle Spenden verdoppelt. Da war es für mich natürlich klar, dass ich darüber spenden möchte. Aber auch Pakete mit Dingen des täglichen Bedarfs habe ich gesammelt und abgegeben.

Doch was kann man noch machen, um Personen vor Ort zu unterstützen?

Bei Knitters Heaven auf Instagram habe ich von der Idee gelesen, Strickdesigner:innen aus der Ukraine zu helfen, in dem man ihre Anleitungen kauft. Dieses Geld kommt dann meist rasch bei den Personen an.

Damit Ihr das auch machen könnt und den ein oder anderen Euro direkt an Menschen geben wollt, habe ich Euch ein paar hier aufgelistet. Diese Frauen haben in ihren Profilen direkt angegeben, dass sie aus der Ukraine stammen.
(Sollte noch jemand fehlen, dann schreibt es mir gern in die Kommentare).


Tetyana Skobalo

Tetyana schreibt von sich selber, dass sie eine glückliche Mutter von drei Mädchen ist, die sie dazu inspirieren, schöne und bequeme Dinge zu erstellen.

In Ihren Designs findet Ihr viele Oberteile mit Lacetechnik. Vor allem Shirts und Cardigans, aber auch Strickkleider. Ihr beliebtestes Design ist ein Sommer-Shirt.

Tetyana findet Ihr bei:


Nelly Klos

Nelly häkelt seit über 25 Jahren und hat vor wenigen Jahren angefangen gehäkelte Decken zu entwerfen.

Diese Decken sind zwar nichts für mich (da ich ja eh nicht häkeln kann/will), aber sie sehen schon sehr elegant und aufwendig aus.

Nelly findet Ihr bei:


Yulia Tkachenko

Yulia schreibt bei Ravelry, dass Ihre Ururgroßmutter so genannte Krolevets Handtücher gewebt hat. Ich habe da mal ein wenig recherchiert und diese handwerklich sehr beeindruckenden Handtücher (Wandteppiche?) gefunden.

Ihre Designs sind voller gestrickter und gehäkelter Tücher, die mal etwas schlichter aber oft auch mit Lochmuster sind.

Ihr findet Yulia bei:


Vita Opalenyk

Vita designt sehr viele Häkelblumen, die dann einzeln zu arbeiten sind oder zu einem großen Blumenstrauß zusammengefügt werden können. Tatsächlich liebäugle ich gerade mit dem Häkeln anzufangen.

Ihr findet Vita bei:


Natalie Totska

Über Natalie kann ich leider nicht so viel sagen, da sie nicht viele Angaben bei Ravelry hinterlassen hat. Allerdings stammt sie wohl direkt aus Kiew in der Ukraine. Neben gestrickten Oberteilen und Socken findet Ihr bei ihr auch noch Schwimmsachen.

Ihr findet Natalie bei:


Veronika Semenova

Veronika ist ehrenamtliche Redakteurin bei Ravelry und kommt aus Odessa. Zwar hat sie nur 5 Anleitungen zum Verkauf anzubieten, doch da sind einige Schätze dabei. So etwa ihre toll gemusterte Mütze, die bei Ravelry 544 Herzen bekommen hat.

Ihr findet Veronika bei:


Victoria Chaplina

Victoria liebt flauschiges Garn und daher sehen ihre Designs auch super cozy aus. Ihr findet bei ihr vor allem Socken mit tollen, breiten Mustern.

Ihr findet Victoria bei:


Alina Bratash

Alina kommt auch direkt aus Kiew und hat unter anderem Untersetzer und Kerzenständer als Anleitungen bei Ravelry hinterlegt.

Ihr findet Alina bei:


Was Ihr sonst noch tun könnt:

  • Die liebe Tanja Steinbach sammelt gerade Spenden für die Ukraine – mehr dazu auf ihrem Blog.
  • Einige Personen buchen auch bei AirBNB Unterkünfte in der Ukraine – ohne diese tatsächlich zu besuchen. Auch das kann helfen.
  • Oder Ihr spendet direkt an die Aktion „Deutschland hilft

Es wird gewichtelt! Anmeldung zum Tatortsockenwichteln 2021

Uuuuund es ist wieder so weit: wir stricken zusammen die #tatortsocken und verschenken dabei ein Lächeln. Und ich denke, dass wir alle während so einer Pandemie noch das ein oder andere Lächeln gebrauchen können. Und deshalb gibt es auch in diesem Jahr wieder das schönste Strickevent (das ich anbiete haha).

Das Tatortsocken-Wichteln 2021 steht vor der Tür.

Nachdem wir die letzten drei Jahre so viel Spaß beim Tatortsockenwichteln hatten, möchte ich dieses Jahr auch wieder gemeinsam mit Euch Socken stricken.

#tatortsockenwichteln

Was gibt es nun also zu tun?

  1. Bitte fülle bis zum 01.11.2021 (13:13 Uhr) das unten stehende Formular aus.
  2. Warte bis zum 02.11.2021 – Du bekommst per E-Mail Dein Wichtelkind zugelost. (Hab bitte etwas Geduld, da das Zulosen und Mails schicken mehrere Stunden in Anspruch nimmt)
  3. Werde gerne Mitglied in unserer #tatortstricker Facebook Gruppe. (hier findest Du vielleicht auch schon Ideen für Dein Wichtelkind)
  4. Kaufe neue Wolle für Dein Wichtelkind. Und wir beide wissen, dass wir immer wieder neue Gründe brauchen, Wolle zu kaufen ;-)
  5. Bitte beachte, dass das ganze Wichtel-Paket ca. 21 EUR (exkl. Versand) kosten soll. (Entweder teurere Wolle oder Wolle und kleine Überraschungen).
  6. Sobald Du Dein Wichtelkind zugelost bekommst, kann es losgehen. 
  7. Sei aktiver Teil der Facebookgruppe und poste Deine Bilder dort. Oder Instagram oder Twitter, oder… aber vergiss den Hashtag #tatortsockenwichteln nicht ;-)
  8. Bitte versende das Paket spätestens am 17.12.21 (Denk‘ daran, dass es in diesem Jahr sicherlich wieder zu Verzögerungen beim Versand Deiner Post kommt)
  9. Achte auch auf die Fragen & Antworten zum Wichteln!

Fragen & Antworten

Was ist wenn ich lieber teurere Wolle verstricken will?

Das kannst Du gerne machen. Aber sei bitte nicht traurig, wenn ein*e andere Stricker*in sich an die 20 Euro hält.

Welches Muster soll ich stricken?

Das ist Dir überlassen. Die Basissocke sind einfache StiNoS (StinkNormaleSocken). Wenn Du ein Lieblingsmuster hast, nur zu – denk aber daran, dass Du ggf. kein besonderes Muster geschenkt bekommst, da der oder die andere ggf nicht so gut Sockenstricken kann wie Du. Es kommt auf die Geste an – nicht auf die Perfektion!

Was passiert wenn ich keine Socken bekomme?

Ich möchte so wenig Daten an andere Personen weitergeben, wie nötig. Daher habe ich mich dagegen entschieden Dir in so einem Fall die Adresse Deines Wichtels zukommen zu lassen. In diesem Fall kann ich leider nichts für Dich tun. Du kannst in einem Facebook Posting ind er Gruppe (welches ich dazu noch erstellen werde) – dich mit anderen austauschen.

Soll ich dem Paket noch etwas beilegen?

Auch das ist Dir überlassen. Es ist kein Muss – sondern ein Kann ;-)

(Die Anmeldung für 2021 läuft bis zum 01.11.2021 // 13.13 Uhr)

Das Eintragen zum Wichteln ist für 2021 beendet.

Ihr seid mit dabei und wollt die Aktion bei Instagram teilen? Das folgende Bild könnt Ihr sehr gerne als Beitrag oder für Eure Story herunterladen:

Die 3 besten Tipps für Deinen Strickurlaub im Sommer

Es war ein kalter Sommer in Bayern

Vor ein paar Tagen bin ich bei Instagram Live gegangen, um mit meinen Follower:innen dort über das Thema Sommerurlaub und Stricken zu schnacken. Mich hat dabei vor allem interessiert, ob Ihr im zweiten Corona Jahr überhaupt in den Urlaub fahren wollt. Weiterhin wollte ich wissen, wohin es gehen soll und wie viele Projekte Ihr so mitnehmt.

Aus dieser Stunde Live mit Euch, möchte ich Euch die wichtigsten Tipps und Informationen hier im Blog festhalten:

Plant Ihr in diesem Jahr Urlaub?

Etwas mehr als die Hälfte wollen in diesem Jahr keinen Urlaub machen

Von 102 strickenden Personen haben nur 47 (knapp weniger als die Hälfte) einen Urlaub geplant. Das ist Dank der unsicheren Lage in einer Pandemie auch nicht verwunderlich. Einige sind sicherlich noch nicht vollständig geimpft, andere müssen leider Dank Kurzarbeit den Gürtel enger schnallen. Andere wollen sich den Stress nicht geben, um herauszufinden welche Regeln, wo nun gelten und warten daher sicherere Zeiten ab.

Die meisten wollen Urlaub in der Heimat machen

Urlaub in Deutschland steht in diesem Jahr hoch im Kurs

Deutschland ist und bleibt eines der beliebtesten Reiseziele auch in diesem Jahr. Vor allem Bayern, die Ostseeküste und der Bodensee sind dabei bei den befragten Strickerinnen und Strickern sehr beliebt. Gleich dahinter sind Italien und Dänemark als direkte Nachbarn gefragt. Gerade Dänemark ist bei vielen Wollverrückten beliebt, da die kühleren Temperaturen zum Stricken angenehmer sind, als die mögliche Hitze in Italien.

Im Koffer ist Platz für mehrere Projekte

So viele Projekte werden durchschnittlich mit in den Urlaub genommen

Vor Dienstreisen oder dem heiß ersehnten Sommerurlaub nehme ich mir immer vor viel zu stricken. Das klappt allerdings leider nicht immer so gut. Gefühlt habe ich dann drei Paar Socken, einen Pullover, zwei Decken und drölf weitere UFOs mit dabei. Dass das nicht klappt, ist abzusehen. Daher wollte ich von meinen Abonnenten wissen, wie viele Projekte denn eigentlich ideal sind. Der Mittelwert liegt dabei tatsächlich bei vier Projekten. Das sollte ich doch hinbekommen, oder?!?!

Und ich habe Euch natürlich noch nach Euren aktuellen Lieblingssongs gefragt und diese in eine Spotify Liste gepackt. Hört doch mal rein:

3 Tipps für einen entspannten Strickurlaub

Erster Tipp:
Suche vorab Strickläden in der Nähe des Urlaubsziels

Egal, ob Du Deinen Urlaub in Deutschland oder im Ausland verbringst – such vorab schon nach Strickläden am Zielort. Nichts kann schlimmer sein als in der Ferienwohnung oder dem Campingplatz zu sitzen und zu merken, dass die Wolle ausgeht.

Nutze für Deine Recherche am besten Google Maps. Suche dort den Ort, an dem Du Urlaub machen möchtest, lass Dir diesen anzeigen und suche dann in dem Gebiet nach „Wolle / Wolladen / Strickgeschäft“. Das klappt auch in anderen Sprachen hervorragend, wenn Du ins Ausland reist.

Für Ziele ins Ausland habe ich vor Jahren schon mal eine Urlaubsliste für die schönsten Strickläden außerhalb Deutschlands erstellt. Hier kannst Du Dich frei auf der Karte hin und her bewegen und so Deinen nächsten Urlaub perfekt planen. Plane also ein wenig Platz für neue Wolle auf jeden Fall mit ein.

Zweiter Tipp:
Mit Happiness ein- und vorplanen

Eigentlich sollten wir alle nur Dinge auf der Nadel haben, die uns glücklich machen – aber manchmal hat man sich auch Projekte angelegt die nicht so richtig gut laufen. Sei es die Farbe, das Material oder einfach nur, dass man nicht so schnell vorankommt. Lass diese Projekte einfach Zuhause. Dein Urlaub ist zur Erholung da und nicht dazu Frust an einem anderen Ort zu spüren. Glaub mir – Du wirst das im Urlaub dann sowieso nicht stricken und nimmst Dir wertvollen Platz weg.

Was noch so richtig schlechte Laune macht? Wenn Du zu wenig Werkzeug (aka Nadeln, Schere, Maßband) dabei hast. Ich habe mir im Pandemiejahr eine kleine Tasche bei Maschenfein gegönnt, in der ich nun alle wichtigen Utensilien verstaue und immer an einem Ort beisammen habe.

Daneben habe ich noch Nadeltaschen in denen ich meine 1.000 Stricknadeln mitnehmen kann. Wenn mir nur mal jemand ein Bild machen könnte, wie Ihr diese aufbewahrt. Ich weiß nie so recht, wie ich Rundstricknadeln gut verpacken kann.

Und bei Amazon habe ich gerade eine Stricktasche mit Ösen gefunden, damit man beispielsweise auch im Bus, im Zug oder beim Wandern gut stricken kann. Ich weiß ja nicht, ob das so praktisch ist, aber lustig ist die Idee schon. Könnt ja mal hier schauen (Affiliate-Link).

Dritter Tipp:
Gutes Licht ist Gold wert

Das Wetter ist gut und der Abend geht langsam und lau in die Nacht über – das ist es doch das Schönste am Sommer. Ich kenne es nur zu gut, wenn man in Schweden an einem kleinen See auf der Terrasse sitzt: das Glas Weißwein, das Strickzeug und langsam wird es dunkler. Als Jugendlicher hat mir das nichts ausgemacht, doch langsam wollen es die Augen dann doch etwas heller. Ich weiß auch nicht, woran das liegt ;-).

Vor Jahren haben wir uns daher eine dimmbare Campinglampe zugelegt. Energie bekommt die Lampe durchs Kurbeln (na ja, das habe ich nicht oft gemacht) oder man lädt sie per USB-Kabel auf. Das praktische ist, dass diese dann auch als Powerbank genutzt werden kann, falls das Handy den Geist aufgibt. Auch diese verlinke ich Euch gerne, da ich sie echt gut finde und lange schon nutze. Goal Zero Lampe (Affiliate-Link).

Habt Ihr noch gute Tipps für den Strickurlaub im Sommer? Dann schreibt mir gerne einen Kommentar und ich nehme ihn hier ggf mit auf.

Ob Balkonien oder Balkan. Ich hoffe, dass Ihr möglichst entspannte Sommertage genießen könnt.

ClubHouse Knits – dies sind die Projekte der Zuhörenden

Stricken und dabei über Gott und die Welt reden? Dass das geht, wissen die meisten STricker:innen sicherlich schon. Denn bei einfachen Strickprojekten kann man die Seele gut baumeln lassen, den Tatort genießen, einem Vortrag auf dem YarnCamp lauschen oder sich mit guten Freunden unterhalten.

Und genau das machen Kiki, Rebekka und ich nun sonntags ab 16.00 Uhr auf ClubHouse. Und wir laden alle dazu ein, sich mit ihren Projekten zu uns an den virtuellen Strick- und Häkeltisch zu setzen.

Bei so viel Kreativität entdeckt die ein oder der andere sicherlich ein neues Muster, Projekt oder Anleitung. Damit diese nicht verloren gehen, sammeln wir diese in einem Mural-Board. Das ist kostenlos und Ihr könnt Euch gern dran beteiligen:

ClubHouse Knits by Lutz Staacke

You will be able to edit this mural.

Wer ClubHouse nicht kennt: es ist eine Audio-Only App. Ein bisschen so wie Livepodcast oder wie andere es auch gern nennen: eine Konferenz im Pyjama. Denn ich muss nicht vor Zoom oder Teams sitzen und mir vorher Gedanken über mein Outfit machen. Denn nur die Stimme zählt.

Das Buch "und jetzt das Wetter" steht auf einem Tisch. Rechts und links daneben stehen je eine Flasche Weißwein.

Buchvorstellung: … und jetzt das Wetter (Werbung)

Das Brot habe ich frisch aus dem Ofen geholt, der Wein steht noch kühl im Keller und der Laptop ist voll geladen. Ich richte mir die Gartenbank und den Tisch zurecht, stelle Wasser, das Brot, zwei Weingläser und spanne den Sonnenschirm auf. Noch habe ich 30 Minuten, bis zur digitalen Weinprobe.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Sonnenschirm gegen zu viel Sonne oder vor Regen schützen soll. Denn obwohl wir mitten im August sind, ziehen die ersten Wolken auf. Meinen Garten und mich würde es freuen, denn die Regentonne ist schon seit einer Woche leer.

Heute soll es also um das Wetter gehen. Und darum, wie das Wetter uns, Tiere und vor allem auch Weinreben beeinflussen kann.

Der Delius Klasing Verlag fragte mich vor ein paar Wochen, ob ich nicht Lust auf eine Weinprobe inklusive Lesung hätte. Das neu erschienene Buch „… und jetzt das Wetter die beliebteste Minute der Tagesschau“ von Silke Hansen soll bei einem Event auf einem Weingut vorgestellt werden. In Zeiten von Corona, bin ich ganz froh, dass es zusätzlich noch ein digitales Zoom-Meeting gab, bei dem ich sehr gerne zugesagt habe. So kam vor ein paar Tagen ein Paket mit dem Buch und zwei Weißweinen von den Weingütern Wegeler bei mir an und ich war gespannt, wie man Digitalisierung, Weinprobe und Lesung unter einem Hut bringen wollte. Als Verlagsmensch bin ich da schon sehr neugierig gewesen.

Ich schaue auf meine Uhr: noch 10 Minuten bis zur Weinprobe und Lesung. Höchste Zeit den Laptop anzuwerfen und den Wein bereitzustellen. Ich wähle mich in das ZOOM-Meeting ein und sehe, dass sich neben mir noch ein paar weitere Weinliebhaber:innen auf den Abend freuen.

Ich schneide das noch warme Brot auf und beschmiere es mit selbst gemachtem Schweineschmalz. Die Kamera des Winzers geht an. Von ihm werden (vorbildlich mit Maske) wohl noch ein paar Dinge organisiert und ich nehme einen ersten Schluck Wasser zu mir und blättere ein wenig in dem Buch.

Nun geht es los. Uns wird ein Film über das Weingut, die eigene Weinstube, den Weinkeller und den Weinberg gezeigt. Die Autorin Silke Hansen die, wenn sie nicht Bücher schreibt, das das ARD-Wetterzentrum leitet, gesellt sich zu Tom Drieseberg, dem Winzer.

Das Wetter und die Tiere

Herr Drieseberg begrüßt die Gäste in der Weinstube und auch uns vor den Bildschirmen. Er schenkt ein Glas vom trockenen Riesling ein und wünscht allen einen schönen Abend. Er spricht über seine Hündin, die ab und zu einmal eine Traube auf dem Weinberg von ihm erhaschen kann. Die Überleitung zum Thema wetterfühlige Tiere holpert zwar noch ein wenig, aber darüber sehe ich mal hinweg.

Silke Hansen berichtet darüber, dass Mücken bei bestimmten Wetterbedingungen ihre Flughöhe verändern und somit auch leichtere Beute für Schwalben sind. Und – das kennt man ja aus Schulzeiten noch: wenn die Schwalben tief fliegen, gibt es Regen. Aber auch wir Menschen fühlen Wetter immer wieder. So kann es beispielsweise sein, dass bestimmte Regionen im Körper plötzlich schmerzen, wenn sich das Wetter ändert, da bestimmte Wetterlagen Schmerzen begünstigen.

Ein gutes Weinjahr

Der Winzer übernimmt das Wort und klärt uns darüber auf, dass 2019 ein besonders gutes Jahr für den Riesling, den wir in unseren Gläsern vorfinden, war. Die Beeren waren besonders reif und voll. Der Wein schmeckt wunderbar fruschtig ist dabei aber unglaublich trocken. Eine gute und seltene Kombination.

Er freut sich, dass der August nun ein paar Tage mit über 35℃ hat. Das würde gut gegen ein paar Parasiten wie die Kirschessigfliege helfen. Normale Essigfliegen legen ihre Eier in Beeren, die bereits Schwachstellen oder Löcher haben, diese Fliege hingegen bohrt sich in reife, volle Früchte ein. Ein paar Tage heißes Wetter kann diese eingewanderte Kirschessigfliege aber erheblich zusetzen. Aber bei 35℃ stirbt die Brut ab und die Fliege kann sich somit nicht vermehren.

Väterchen Frost – geliebt und verhasst

Nach diesem warmen Thema spricht der Winzer auch noch Frost an. Denn zum einen kann Frost zum Ende des Jahres und bis in den Februar ein Segen sein, wenn er sogenannte Eisweine produzieren möchte. Eisweine sind besonders seltene Weine, die durch das Pressen gefrorener Weintrauben entstehen (Eiswein bei Wikipedia).

Sollte Frost später auftreten, also im Frühjahr, kann eine komplette Ernte ausfallen, da der Frost den jungen Trieben erheblichen Schaden zufügen kann. Daher haben einige Weinanbauflächen sogar Mauern, die sie umgeben. Denn die kalte Luft, die sich über den Boden wie ein Schleier legt, fließt meist vom Berg hinab ins Tal. Eine Mauer hält diese kalte Luft auf, die sich dann einen anderen Weg suchen muss. In den letzten Jahren gab es immer wieder Bilder in den Medien von Winzern, die Fackeln in ihre Weinberge aufgestellt haben oder die mit einem Hubschrauber die kalte Luft so aufwirbeln, dass diese sich mit der wärmeren Luft vermengen kann.

Das Phänomen Hagel

Silke Hansen bespricht nun das Phänomen Hagel. Dieser bildet sich dadurch, dass Wassertropfen, die eigentlich eine Wolke verlassen sollten, durch Luftströmungen immer wieder nach oben transportiert werden und sich dann somit mit anderen Wassertropfen verbinden. Sollten diese größeren Tropfen dann in ganz kalte Lagen gelangen, gefrieren sie. Das ganze geht dann so lange auf und ab, bis diese Tropfen zu schwer für die Auftriebe sind und somit die Wolke verlassen.

Herr Drieseberg erklärt uns, dass kleinere Hagelkörner (erbsengroß) zwar ärgerlich sind, da sie kleinere Löcher in die Blätter des Weins schlagen, aber dies nur zu einer Verholzung des Blatts führt. Wenn Beeren getroffen werden, verholzen diese ebenfalls und es besteht die Gefahr, dass sich Pilze einnisten können – viel schlimmer seien aber größere Hagelkörner (kirschgroß), die das komplette Blatt zerstören und auch bei den Beeren erhebliche Schäden hinterlassen.

Der Rosenheimer Hagelflieger

Besser sei es, Hagel so gut es geht zu vermeiden. Dass das möglich ist, zeigt der Rosenheimer Hagelflieger. Nachdem immer wieder heftige Hagelstürme die Ernte von einigen Rosenheimer Landwirten vernichtet hatten, kam in den 50er-Jahren der Landrat auf die Idee Silberjodid in ein Flugzeug zu füllen, um die Hagelwolken damit zu impfen. (Wie das genau funktioniert, steht bei der Hagelabwehr Rosenheim.) Man habe zwar ausgerechnet, dass diese Impfung ca. 100.000 EUR kostet, ein Ernteausfall allerdings eine Million. Da geht die Rechnung schnell auf.

Dass dieses Prinzip auch bei den Olympischen Spielen in Peking zum Einsatz kam, konnte Silke Hansen vor Ort mit eigenen Augen bezeugen. Sie berichtet davon, dass die Veranstalter zu 100 Prozent zugesagt haben, dass die Eröffnung nicht ins Wasser fällt. Sie und ihre Kollg:innen haben damals eine große Wetterfront aufziehen sehen, die laut ihren Berechnungen zu Regen führen sollte. Durch den Beschuss Silberjodid-Raketen, blieb die Eröffnung tatsächlich regenfrei.

Nun gibt es eine kurze Pause. Mein Eis im Wasser ist nun allmählich komplett geschmolzen, ich hole mir etwas Nachschub und schmiere mir ein weiteres Brot. Im zweiten Teil soll es nun um den Beethoven Wein geben, den die Weingüter Wegeler anlässlich des Beethoven Jahrs 2020 als Sonderedition herausgebracht haben.

Nach einigen Minuten wird es wieder ruhiger vor dem Bildschirm und Silke Hansen und Tom Drieseberg schenken sich einen weiteren Wein ins Glas.

Was der Klimawandel mit unserem Brot zu tun hat

Wer übers Wetter spricht, kann das Thema Klimawandel nicht außer Acht lassen. Der Winzer berichtet darüber, dass in vielen Weinanbaugebieten in Deutschland die ganz hohen Lagen unattraktiv waren. Hier konnte man vor einigen Jahren noch ein gutes Stück Land für wenig Geld dazu kaufen, da es dort für den Weinanbau stets zu kalt war. Das habe sich nun aber verändert, sodass heute dort auch, langsam, Wein angebaut wird.

Silke Hansen schlägt ihr Buch auf und zeigt ein Bild von zwei Broten, welche bei einer australischen Studie gebacken wurden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass trockenere Sommer und mehr CO2 in der Atmosphäre dazu führen, dass sich der Eiweißgehalt im Getreide so verändert, dass die mit diesem Mehl gebackenen Brote nicht mehr so gut aufgehen, wie Brote, die wir heute kennen. Der Klimawandel verändert also nicht nur die Ernte an sich, sondern auch die Qualität der erzeugten Lebensmittel.

Ich schneide mir eine weitere Scheibe von meinem Brot und genieße diese nun umso mehr. In der Hoffnung, dass wir nach Corona die nächste Krise in Angriff nehmen: den Klimawandel.

Ich höre Silke Hansen und Tom Drieseberg noch ein wenig zu und es werden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Weinselig denke ich über das Wetter nach, überlege, ob ich den Sonnenschirm nun doch ganz einklappen sollte und beiße in mein Schmalzbrot.

Ich bedanke mich noch einmal beim Delius Klasing Verlag für diese Weinprobe und Lesung. Nach diesem Abend weiß ich, dass ich das Buch an einem verregneten Tag noch einmal in die Hand nehmen werde, um noch mehr über verschiedene Wetterphänomene zu lernen.

Das Buch „… und jetzt das Wetter – die beliebteste Minute der Tagesschau“ von Silke Hansen ist im Delius Klasing Verlag erschienen und kostet 19,90 EUR und kann zum Beispiel bei Amazon* erworben werden.

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